Woody Vasulka

KUNDE: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
1994

Eine interaktive Ton-Bild-Automaten-Installation, die sich mit zwei Aspekten des Raums befasst: der realen und gegenwärtigen Situation der Bühne und der datengestützten virtuellen Welt.

Woody Vasulka bezieht sich in seiner Installation auf die klassischen Funktionen des Theaters, erweitert aber die Bühne zu einem interaktiven Zuschauer-Maschinen-Diskurs. Der von Vasulka gebaute Pan / Tilt / Rotate Kamerakopf (zum Schwenken, Kippen und Drehen) ist das derzeit fortschrittlichste Robotikgerät, eingesetzt um diesen neu entstandenen dramatischen Raum zu konstruieren.

Ein zweites Instrument, das binaurale Mikrophonsystem, ermöglicht die Konfrontation eines aktuellen akustischen Raums mit seinem synthetischen Modell. Dieses Environment erforscht die Möglichkeiten der gegenseitigen Durchdringung der verschiedenen Sinneswelten, der subjektiven und objektiven Erfahrung und des Realen mit dem Fantastischen.

Mobile Electronic Café

1992 bis 1993

In rund 60 Einzelprojekten erforschten, diskutierten und kritisierten Künstler, Designer, Musiker, Architekten, Schriftsteller und Kritiker die veränderten Möglichkeiten von Technik und Produktion. Ihr Atelier auf Zeit war das ELECTRONIC CAFÉ INTERNATIONAL in der oberen Etage des Containers mit Anschlüssen an verschiedene Netzwerke und Arbeitszusammenhänge (direkte ISDN-Verbindungen, Internet, Bildtelefon, Audiokonferenzen etc.), die sie als „artists in residence“ nutzen konnten. Die Einseitigkeit der sendergesteuerten Kommunikation sollte ebenso durchbrochen werden wie die Beliebigkeit eines offenen Kanals, in dem sich alle Äußerungen gegenseitig auslöschen.

Casino Container entwickelte für die mediengesellschaftliche Gegenwart das Konzept eines mobilen öffentlichen Raumes, der dort eingesetzt werden kann, wo er gebraucht wird. Er kombiniert das traditionelle Café und die mediale Workstation zu einer zeitgemäßen Form des Palavers, die das öffentliche Leben vor Ort mit den Netzwerken des globalen Dorfes verbindet. Für eine gewisse Zeit wird ein Ort besetzt, aktiviert und verändert. Dann geht die Reise weiter.

Die Kölner Gruppen realisierten das Projekt als mobilen öffentlichen Raum, der seine Stationen neben der documenta 9 auf der Biennale in Venedig 1993 und im Kölner Mediapark hatte.

Ulrike Rosenbach

KUNDE: St. Peter-Kirche, Köln
1987

Die Videoinstallation ORPHELIA wurde 1987 auf der documenta in Kassel und in der St. Peter-Kirche in Köln ausgestellt: Drei Monitore liegen in einem Objekt aus Plexiglas. Auf den Bildschirmen sind drei Videoarbeiten zu sehen, die synchron miteinander gekoppelt sind. Im Gesamtbild der drei Monitore ist die Orpheliagestalt zu sehen, die sich langsam um die eigene Achse dreht. Dieses Bild der Orphelia wird von sich gemächlich bewegenden Filmbildern einer menschlichen Blutbahn in starker Vergrößerung und bläulich-roten Schattierungen durchwoben. Meditative Flötenmusik und Wassergeräusche untermalen den ikonenhaften Charakter der Installation.

Ulrike Rosenbach benutzt sowohl Elemente fernöstlicher Spiritualität als auch Stoffe, die in westlichen Vorstellungen zur Transzendenz wurzeln. Der Titel „Orphelia“ setzt sich zusammen aus der griechischen Gestalt Orpheus und der literarischen Figur Ophelia aus der Tragödie Hamlet. Hier findet sich ein Hinweis auf die androgyne Utopie: Orpheus und Ophelia verschmelzen zu „Orphelia“. Der Hermaphrodit ist als Element im Bildercode der Alchimisten eine Metapher für die Symbiotisierbarkeit der Gegensätze.

Die Figuren Orpheus und Ophelia verbindet die Gemeinsamkeit einer Liebe, die unerfüllt bleibt. Sowohl Orpheus’ Liebe zu Eurydike als auch die Ophelias zu Hamlet endet tragisch. Orpheus und Ophelia durchlaufen beide die Stadien des Übergangs zwischen Diesseits und Jenseits: Orpheus beim Versuch, seine Geliebte aus dem Hades zu befreien und Ophelia im Zustand des Wahnsinns bevor sie in den Fluten umkommt. In ihrer Arbeit vollzieht Ulrike Rosenbach die Entwicklung hin zum geistigen Wunschbild der androgynen Orphelia, die einen Zielort zwischen Diesseits und Jenseits erreicht hat.

Videokunst auf VHS

1985

„Die Kathodenröhre wird die Leinwand als Träger für Kunst ersetzen.“ Mit diesen Worten prognostizierte Nam June Paik der Medienkunst schon in den 60er Jahren eine große Zukunft. Heute ist die Videokunst über 40 Jahre alt und längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Sie hat sich neben traditionellen Kunstformen wie Malerei, Skulptur und Fotografie etabliert und ist aus keiner aktuellen Kunstausstellung mehr wegzudenken.

Mit der Edition der ersten Publikationsreihe von Videokunst auf VHS machte 235 MEDIA 1992 einen weiteren konsequenten Schritt, die immaterielle Videokunst einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die VHS VIDEOKUNSTEDITION enthält neben den Klassikern der Videokunst richtungsweisende neue Arbeiten der frühen 90er, wie etwa Ulrike Rosenbachs „Über den Tod“ oder Raphael Montanez Ortiz’s „Introspective“.

Die Edition ist nicht nur für Hochschulen, Universitäten und andere Weiterbildungseinrichtungen interessant, sie richtet sich auch an private Interessenten. Die VHS-VIDEOKUNSTEDITION ermöglichte erstmalig auch außerhalb von Museen und öffentlichen Ausstellungen den Zugang zu elektronischer Kunst.